Flusslandschaften

Gestaltete Flusslandschaften können mit Hilfe differenzierter Wahrnehmungen durch den Besucher belebt werden

Die heutige Vorstellung definiert sich meist als die Kunst und Wissenschaft der Gestaltung von Außenräumen. Ziel ist es überwiegend ein Areal an Boden, ein Stück Land zu verschönern und funktionaler zu gestalten mit dem Ziel der Schaffung attraktiver Außenbereiche. Bei der Verschönerung von Außenbereichen denken viele an die Anlage von Hausgärten, Stadtparks, Spiel- oder Sportplätzen, Verkehrsrondellen, die Kreation von Straßenalleen, Wegegestaltungen, Flusslandschaften, Kletterbereiche und vieles mehr.

Wie kann sich der Mensch nun intensiver/konkreter mit der bereits geschaffenen Landschaft in Beziehung bringen? Er kann sich beispielsweise Fragen stellen wie:
Wie empfindet der Besucher die geschaffenen Bereiche? Sind sie einladend? Nehmen sie die Menschen auf?
Je mehr der Besucher eigenständig eine Beziehung zu diesen knüpft, umso mehr schenkt er der Natur seine interessierte Aufmerksamkeit, er „gibt“ damit der Natur etwas und erbaut sie auf feinfühlige Weise.

Trostberg:

Eine bekannte Flusslandschaft ist im Alpenvorland bei Trostberg zu finden. In Altenmarkt ist der wasserreichste natürliche Wasserfall – der „Alzfall“ – Deutschlands zu bestaunen.

Die Alz fließt weiter nach Trostberg und mündet in den Inn. Die Flusslandschaft ist sehr vielfältig, sie zeichnet sich aus durch malerische Flusstäler und Auen. Einen kurzer Teilausschnitt zeigt dieses Video:

Flussgestaltung am Lech: Gestaltung einer Fischaufstiegsanlage an der Lechstaustufe 18

Der Lech wurde von einem Wildwasser- und Gebirgsfluss umgebaut im Laufe vieler Jahre. Heute weist er 23 Speicherstufen und eine Kette an Stauseen auf.

Lechstaustufe 18

Um den im Lech vorhanden ca. 25 Fischarten (Barbe, Nase, Huchen, Brachse, Bachforelle, Karpfen, Hecht, Zander, Äsche und Rutte, um nur einige zu nennen) einen ihren Bedürfnissen angepassten Lebensraum zu schaffen, wurde an der Lechstaustufe 18 eine Fischaufstiegsanlage in Zusammenarbeit des Bezirksfischereivereins Landsberg am Lech e.V. und der Uniper Kraftwerke in Kaufering angelegt und in das Flusssystem integriert.

Bachlauf mit natürlichen Hindernissen und Totholz
Flussfische brauchen zum Laichen u.a. flache kiesige Wasserbereiche. Diese suchen sie, indem sie die Flüsse stromaufwärts wandern. Weitere Gesichtspunkte sind die Suche nach sicheren Winterlagern oder neuen Nahrungsgründen. Deshalb wurde ein Bachlauf mit natürlichen Hindernissen und Totholz geschaffen, der den Fischen diese Möglichkeiten bietet.
Der Besucher findet hier eine schöne Gestaltung nach den Prinzipien der Funktionalität und des Nutzprinzips vor. Möchte er darüber hinaus noch schöpferisch tätig werden und einen Aufbaugedanken im Sinne einer Aufwertung der Natur hineinbringen, kann er verschiedene Fragen bewegen:
  • Welche Formen wurden hier geschaffen?
  • Wie stehen sie untereinander in Beziehung?
Damit wird der Besucher auf die gestalteten Formen aufmerksam und kann sie empfindungsmäßig nacherleben.

Renaturierungsmaßnahmen an der Ammer:

Unter Renaturierung versteht man allgemein die Rückführung eines Flusses in seinen ursprünglichen Zustand.

Die Ammer entspringt in Ettal, fließt durch Weilheim und mündet in den Ammersee. Es handelt sich um eine Flusslandschaft südlich von München. Jahrhundertelang fanden immer wieder durch Begradigungsmaßnahmen, Bau von Wehren und Wasserkraftwerken intensive Eingriffe in die natürliche Flusslandschaft statt. Aufgrund wiederholter starker Schäden durch Hochwasser, ein herausragendes Hochwasser war das Pfingsthochwasser im Jahr 1999, in der Stadt Weilheim wurden vielfältige Maßnahmen ergriffen.

An dieser Stelle ist die Ammer ca. 50 m breit. Um den Fischen Aufstiegsmöglichkeiten zu gewährleisten, wurde an diesem Wehrteil eine Raue Rampe (Teilrampe) errichtet.
Auf einer Breite von 14 m wurde eine Riegelsohlgleite geplant mit einer Neigung von 1:25.
Eine Sohlegleite ist ein Bauwerk, das die Tiefenerosion der Ammer limitieren soll. Um eine optimale Wasserführung auch bei Niedrigwasser auf der Gleite zu erreichen, wurde auf einer Breite von 7 m im Gleitenbereich die Wehrkante um 30 cm abgesenkt. Nach der Gleite schließt eine 8 m lange Tosbeckenmulde mit dahinter liegender Nachbettsicherung an.
Warum wurde das so gemacht?
Auf einer Tafel neben der Ammer ist folgende Erklärung zu finden:
„Sohlgleiten ermöglichen allen Wasserlebewesen den Aufstieg und nicht nur bestimmten Tierarten, wie bei herkömmlichen steileren Rampen. Die Riegelsohlgleite ist auch für die Bootsfahrer besser befahrbar. Weitere Vorteile sind die bessere hydraulische Wirksamkeit sowie der optische Eindruck, da sie sich am Vorbild der Natur orientiert. Riegelrampen haben ferner eine größere Standsicherheit als herkömmliche Rampen. Die Teilrampe ist der erste Bauabschnitt einer kompletten Umgestaltung.“