Die Belebung einer Form und das Nacherleben einer Form

Der Landschaftsgestalter entwickelt Formen unterschiedlicher Größe, Gestalt. Dreieckige, rechteckige, quadratische, fünfeckige, sechseckige, siebeneckige Formen, usw. runde Formen kennt eigentlich jeder.

Mit Hilfe der Landschaftsgestaltung kann das menschliche Gemüt angeregt und lebendiger werden.

Das Leben heute ist sehr schnelllebig geworden. Wer nimmt sich noch Zeit, beispielsweise einzelne Formen genauer zu studieren und zu betrachten? Wie schnell kommen heute dem Menschen beim ersten Betrachten einer Form bereits die Worte vom Munde: oh, wie schön! Wie hässlich? Wie undifferenziert? … und vieles mehr und schon geht er weiter, um einen kurzen Blick auf die nächste Form zu werfen oder sich abzuwenden. Das Interesse ist meist schon erloschen, bevor es überhaupt geweckt wird. Die schnell aufsteigenden Emotionen oder bereits gemachten Erfahrungen erschweren oft ein genaueres Betrachten und lenken den Blick sehr schnell wieder auf etwas anderes.

Warum gestaltet der Ahorn genau diese Form aus, die für den Betrachter sichtbar wird?

Der Geistforscher Heinz Grill hat hierzu viele Ideen und Impulse gegeben, z.B. in seinem Architekturbuch: die Idee der Synthese https://stw-verlag.de/produkte/die-idee-der-synthese-von-spiritualitaet-und-baukunst/, aber auch Rudolf Steiner, nach dessen Ideen im Goetheanum, ein Gartenpark und ein Gemüsegarten realisiert wurden:

Wie eine Form von verschiedenen Personen empfunden wird, kann durchaus subjektiv unterschiedlich sein. Die Begriffe „Gedankenwesen, Gedankenerleben und Idee“ berühren die geistige Dimension, die zunächst nicht direkt greifbar ist, während die konkrete und sichtbare Form physisch realisiert ist, sichtbar, greifbar, messbar und wägbar ist.

Solche Fragen sind durchaus interessant, da ja jede Form eine Wirkung auf den Betrachter ausübt, ob bewusst oder unbewusst.

Um sich der Wirkung einer Form auf den Menschen anzunähern, kann nachfolgende Übung praktiziert werden:

Übung:

Das Abtasten einer Form mit den Augen:

Oberes Tauchbecken

Unteres Wasserbecken mit Molchen

Form des Wasserlaufs zum Tauchbecken in Naone

Die Augen tasten z.B. die Form des Wasserlaufs zum Tauchbecken exakt ab, wenden sich dann von ihm ab und erschaffen das Bild dann vor ihren Augen noch einmal neu aus der gedanklichen Erinnerung, so wie ein Maler eine Form, die er vor seinem geistigen Auge hat, auf ein Blatt Papier zeichnet. Dadurch stellt der Betrachter eine Beziehung zwischen sich und der Form des Wasserlaufs her. Somit wird die Aufmerksamkeit des Betrachters nach außen gelenkt und seine Sinne fließen zu der Form hin. Danach schaut er noch einmal auf den Wasserlauf hin und vergleicht, was er mental erschaffen hat mit der realen Form. So fällt auf, was noch nicht klar gesehen wurde und er wiederholt die Übung noch einmal, um die mentale Vorstellung zu vervollständigen.
Die Forschung und das häufige Praktizieren dieser Übung zeigt, dass durch die intensive Hinwendung auf ein Objekt dieses selbst „belebt“ wird, so dass Personen, die später an diesen Platz kommen und nicht wissen, dass diese Übung praktiziert wurde, unbewusst jedoch den Wasserlauf, das Tauchbecken und die Umgebung genauer anschauen, weil sie merken, dass ihnen die Objekte entgegen kommen und lichter erscheinen.

Das Nacherleben von Formen im Inneren

Was versteht man unter dem Begriff „Nacherleben der Formen im Inneren“?
Durch das Abtasten der Form wird im Inneren (im sogenannten Ätherleib*¹) oder Energieleib des Menschen) diese nachgeformt und es entsteht dort eine feine dynamische Bewegung. Dies kann man sich vorstellen, wie wenn ein energetisches Feld sichtbar gemacht wird und ebenfalls langsam immer mehr die Form des Wasserlaufs annimmt. Die Form kann dadurch bei wiederholter Ausführung und gedanklicher Rückerinnerung immer besser im Inneren empfindungsmäßig nachempfunden und nacherlebt werden. Sie wird sich dadurch in den feinstofflichen Teil des Körpers einprägen und dort auch feine, gesundheitsfördernde Wirkungen auslösen.
Damit die Übung immer besser gelingt und der Sinnesprozess nicht abgelenkt wird, z.B. weil sich der Betrachter in den Eindrücken verliert oder in seiner subjektiven Gemütsneigung stecken bleibt und gar nicht zu der Form hinkommt, wird nach klaren Vorstellung der Form noch eine Frage oder ein Inhalt hinzugenommen, der konzentriert gedacht wird.

So eine Frage kann z.B. sein: Wie steht der Wasserlauf mit dem Gelände und dem Haus in Beziehung?

Das Haus in Naone steht relativ weit entfernt vom Wasserlauf und dem darunter liegenden Tauchbecken, dennoch stehen beide miteinander in Verbindung.
Durch die hinzugenommene Frage werden die Sinneseindrücke noch einmal bewusster geführt, was mit der Zeit ein tieferes Empfinden für den gegebenen Zusammenhang entstehen lässt.
Der Zusammenhang kann aus der Geländeform und dem Haus, das im Zentrum aller Gestaltungsformen liegt, erkannt werden. Um die Ecken des Hauses wurde ein erster Kreis gelegt, der Mittelpunkt des Hauses sowie der Radius bestimmt und dann von diesem ausgehend insgesamt 7 Kreise geschaffen, die nach den kosmischen Planeten benannt wurden. Das Haus steht so mit allen Formen auf dem Gelände in Beziehung. Das Tauchbecken mit dem Wasserlauf liegt in der Mitte zwischen dem 6. (Planet Jupiter) und dem 7. Kreis (Planet Saturn).

Bild Haus und Tauchbecken

Bild Konstruktionszeichnung

Rudolf Steiner beschrieb in seinem Buch „Wege zu einem neuen Baustil“, dass der Astralleib (der Begriff umschreibt zusammengefasst das Denken, Fühlen und Wollen des Menschen) im Unterbewusstsein zu rechnen beginnt und die mathematischen Zusammenhänge und nicht direkt sichtbaren, aber doch vorhandenen Gesetzmäßigkeiten, die einem Bauwerk zugrunde liegen, überprüft. Je besser die einzelnen Gestaltungsformen miteinander in Zusammenhang stehen, umso „wohler“ fühlt sich das einzelne menschliche Gemüt.

*¹ Heinz Grill: der Ätherleib ist derjenige Leib, der die erquickende Lebenskraft organisiert. Architekturbuch: die Idee der Synthese von Spiritualität und Baukunst